Gardasee 2003 (2.233 km)

Gardaseetour vom 29.05. bis 02.06.2002. Seit März 2002 war die Tour an den Gardasee mit zwei Freunden geplant. Der vorgesehene Termin: 24.05. bis 02.06.2002. Aber wie so oft im Leben kommt erstens alles anders als man zweitens, drittens denkt.

 

Einer der beiden hatte eine Woche vor der Tour sein Motorrad hingelegt und es konnte nicht mehr rechtzeitig repariert werden. Der zweite Mitfahrer hatte drei Tage vorm geplanten Termin festgestellt, das er in der Firma keinen Urlaub eingereicht hat (dumm gelaufen) *ggg*.

 

Also, was tun ?? ... Alleine fahren, oder ?? Aber alleine fahren macht keinen Spaß und schließlich hat man Internet.

 

Schnell auf verschiedenen Internetseiten gepostet, ob zu diesem Termin noch andere Biker in Richtung Gardasee unterwegs sind.

 

Über http://www.banditforum.de habe ich dann drei Biker gefunden, die auch an den Gardasee wollten.
Nach kurzem Telefonat haben wir uns dann entschlossen, gemeinsam nach Sirmione an den südlichen Gardasee zu fahren.

 

Wir (Stefanos, Peter, Bernd und ich) trafen uns um 7.30 Uhr am Autobahnkreuz Weinheim. Nach kurzer Begrüßung ging es dann weiter auf der A5 in Richtung Basel. Die Wetterlage: stark bewölkt, aber trocken. Aber in weiser Voraussicht hatte ich mir dennoch schon mal die Regenkombi übergezogen. Sehr richtig, wie sich später herausstellen sollte.

 

Wir fuhren in Kolonne Richtung Süden. Fast immer in der Reihenfolge: Stefanos (Bandit 1200 S), Peter (Fazer 600), Bernd (Honda CBR 600) und meine Wenigkeit als Schlussmann (Bandit 1200 S).

 

Nach Karlsruhe sahen wir dann schon das Unheil auf uns zukommen. Eine dunkle Schlechtwetterfront lag vor uns. Stefanos sah dies auch und steuerte die nächste Autobahnbrücke an. Hier streiften sich die drei anderen ebenfalls ihre Regenkombis über. Und weiter ging es. Es war eine richtige Entscheidung, denn einige 100 km Regenfahrt lagen vor uns. Aber dank der guten Ausrüstung blieben wir weitestgehend trocken.

 

Was war das? Vor mir machten meine Reisebegleiter so komische Handzeichen in meine Richtung. Hatte ich meinen Blinker nicht ausgestellt?... Doch hatte ich .... also, was wollten sie ?? ... Keine Ahnung.

 

Autobahnraststätte Herbolzheim. Wir mussten zum erstenmal tanken. Die Erklärung für die komischen Handzeichen folgten sofort:
"Peter, dein Licht brennt nicht !!!" ... Ach du Schreck, und jetzt ?? ... Kein Licht bei dieser Regenfahrt ?? ... Das könnte gefährlich werden.
"Wahrscheinlich sind die Sicherungen kaputt !!", meinte Peter.
"Hmm, mein Fernlicht geht auch nicht, sollten denn beide Sicherungen defekt sein ?", antwortete ich. "Stefanos, du fährst doch auch Bandit, weißt du, wo die Sicherungen sitzen?"
"Klar, unter der Sitzbank."
Also hieß es die Sitzbank abbauen und die Sicherungen prüfen.
Wie so oft, wenn man die Sicherungen lösen will, gehen sie nicht von Hand los. Wir mussten nun auch noch das Werkzeug auspacken.
Stefanos prüfte die Sicherungen: "Die sind in Ordnung. Dann liegt es sicher an den Glühbirnen. Hast du Ersatzglühbirnen mit ?"


Ersatzglühbirnen, Sicherungen ?? ... ich hab' doch nie gedacht, das ich so was brauchen könnte. "Nee, hab' ich nicht mit!!!"


"Und jetzt ??", fragte Stefanos. Stefanos prüfte also noch mal die Schalter. "Du Peter .... du musst auch den Schalter einschalten ... dann brennt auch dein Licht!!!"
Oje war mir das peinlich. Aber nun brannten das Abblend- und Fernlicht wieder.

 

Weiter ging es im Regen Richtung Basel und durch die Schweiz Richtung Gotthard-Tunnel. Unterbrochen wurde die Fahrt nur von kurzen Tankstopps und einer etwas längeren Rast am St.-Gotthard-Rasthof.

 

Noch 30 km bis zum St.-Gotthard-Tunnel. Sollten wir durch den 17 km langen Tunnel fahren, oder sollten wir besser den St.-Gotthard-Pass nehmen ?

 

Die Entscheidung hieß erst mal den Pass nehmen, wenn er offen ist. Wir fuhren weiter. An einem Hinweisschild konnten wir sehen, das der Pass geöffnet war. Aber in Anbetracht der schon fortgeschrittenen Zeit, es war mittlerweile 15.00 Uhr, entschieden wir uns dann doch für den kürzeren, aber unangenehmeren Weg durch den langen Tunnel.

 

Durch das starke Verkehrsaufkommen wurden wir vier allerdings getrennt. Stefanos, Bernd und ich fuhren gemeinsam durch den Tunnel. Peter lag ca. 10 Autolängen hinter uns.

 

Wie er später mitteilte, hatte er aber angenehme Begleitung in Form von zwei Moto-Guzzi Motorrädern, die im engen Tunnel mal so ordentlich ihren sonoren lauten Sound loswerden wollten.

 

Peter war, ob dieser musikalischen Meisterleistung, total begeistert: "Wenn ich noch mal mit zwei Moto-Guzzi's durch den Tunnel fahren muss, fahre ich lieber alleine über Österreich nach Hause, als noch mal so eine Tortour mach' ich nicht mehr mit !!!!!", lautete seine wohlwollende Würdigung der musikalischen Untermalung bei der Tunnelfahrt.
War er doch noch leicht durch die Preise an der Raststätte genervt, wo er wohl 10 Euro für einen Spezi und ein Brötchen gezahlt hatte.


Wir durchquerten den Tunnel und am anderen Ende erwartete uns nach dem Regen und den dicken Wolken, Wärme und strahlender Sonnenschein. Wir hielten am ersten Parkplatz und entledigten uns unserer 'Kondome', sprich Regenkombis.

Da Bernd spätestens alle 200 km tanken musste, er hatte als einziger keine Tankanzeige mussten wir noch mal kurz vor Grenzübertritt nach Italien tanken.
Wie wir alle, zahlte auch Peter seinen Sprit. Aber er schien mit irgendetwas nicht so ganz zufrieden.
Hatte er doch schon soviel für sein Essen bezahlt und das Moto-Guzzi-Konzert im Tunnel überstanden, sollte er jetzt über 20 Euro für sein Benzin bezahlen.
"Man, ist der Sprit hier in der Schweiz teuer, die nehmen's auch von den Lebendigen".... da ertönt hinter ihm eine Stimme: "Grazie, grazie ... sie 'aben meine Sprit bezahlt!!"
Na ja, kann ja schon mal vorkommen. Die Kassiererin hatte die falsche Zapfsäule abgerechnet. Nach Klärung der Unstimmigkeiten stimmte dann auch der Spritpreis wieder.

 

Wir fuhren weiter in Richtung italienische Grenze und weiter auf der Autobahn in Richtung Mailand. Das Verkehrsaufkommen war sehr hoch, so dass wir nicht so schnell voran kamen.
Außerdem mussten wir uns an die Fahrweise in Italien gewöhnen. Autos, die links und rechts überholten. Bis ca. 60 km/h musste man ständig mit Rollern rechnen, die wie aus dem Nichts auftauchten und an uns vorbeipreschten.

 

Um 19.00 Uhr erreichten wir dann endlich, nach ca. 780 (ich hatte einen leicht kürzeren Anfahrtsweg) bzw. ca. 840 km dann unser Hotel Gardenia in Sirmione, am südlichen Gardasee.
Da ich kein Zimmer reserviert hatte, wusste ich natürlich nicht, ob ich in dem Hotel auch unterkommen könnte. Die drei Mitfahrer hatten ein Drei-Bett-Zimmer bestellt. Stefanos ging zur Rezeption und fragte ganz einfach nach einem Vier-Bett-Zimmer. Ohne Diskussion wurde uns der Zimmerschlüssel für ein Vier-Bett-Zimmer überreicht. Dies war für alle natürlich vorteilhaft, da sich der Zimmerpreis dadurch deutlich reduzierte.

 

Wetter: Sonnig, 26 bis 28 °C

 

Was stand heute auf dem Programm? Stefanos hatte eine Tour um den Gardasee geplant. Dabei wollten wir die Gegend um den See erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück holten wir um 9.30 Uhr unsere Motorräder aus der Tiefgarage. Fahren wollten wir die Tour westlich am See entlang Richtung Norden und östlich am See entlang wieder in Richtung Süden. Somit hatten wir den ganzen Tag Sonne.

 

Die Fahrt führte von Sirmione aus durch Desenzano, Padenghe, Moniga nach Salo. Hier entdeckte Stefanos einen Flohmarkt und überredete uns spontan mal durch den Flohmarkt zu schlendern.
Aber wie wir schnell merkten, hatte das ganze natürlich einen Grund. Am Vorabend war der Hosengürtel von Stefan kaputt gegangen, so daß er hier eine schnelle Möglichkeit für einen neuen Gürtel sah. Und es kam, wie es kommen musste: Er fand einen Gürtel *grins*.

 

Nach kurzer Rast ging dann die Fahrt weiter in Richtung Norden. Wir fuhren durch Gargnano. Hinter Gargnano verließen wir die Straße am See und machten einen Abstecher in die Berge.

In wunderschönen Kehren ging es auf breiter Fahrbahn hinauf in Richtung Tignale. Weiter ging die Fahrt nach Tremosine und dann nach Pieve. Hier machten wir an einem Restaurant Mittagspause. Was stand denn dort für ein Schild: 'Schauderterrasse'? Wir hatten zwar schon von dieser Aussichtsplattform gelesen, wussten aber nicht so genau, was uns dort erwarten würde.

Auf der Terrasse des Restaurant's gibt es eine Aussichtsplattform. Von hier aus konnte man senkrecht 400 Meter in die Tiefe auf den Gardasee sehen. Also nichts für Leute mit Höhenangst. Mein Gedanke, als ich auf der Plattform stand war nur: "Hoffentlich hält der italienische Beton !!!"

Wir bestellten uns mal wieder Pizza bzw. Nudeln (dies sollte die abwechslungsreiche Speisekarte für die gesamte Tour sein). Plötzlich hörten wir ein Donnern aus Richtung des Sees. Wir erhoben uns von den Stühlen und konnten nun den Grund für den Krach sehen. Unter uns flog ein Düsenjäger im Tiefflug über den Gardasee.

Nach dem Mittagessen ging die Fahrt weiter in Richtung Tremosine. Kurz und knackig in haarsträubenden Kehren führte die Straße durch den Fels wieder hinab bis einige Kilometer vor Limone.
Nun ging es wieder am See entlang weiter nach Riva, der Hauptstadt am Gardasee. Vor Riva merkten wir schon, das es hier am nördlichen Gardasee viel windiger ist, als wir es bis jetzt aus dem Süden kannten. Die Bestätigung konnten wir nun auch sehen. Auf dem Gardasee tummelten sich Unmengen an Surfern, die den Wind für eine schnelle Fahrt über den See nutzten.

 

Nach eine Kaffeepause in einem der vielen Cafe's am Hafen ging die Fahrt am östlichen Ufer wieder Richtung Süden. Wir fuhren am See entlang durch Torbole bis Malcesine. Da wir sehr gut in der Zeit lagen, gönnten wir uns wieder eine Pause in einem italienischen Eiscafe.

 

Weiter ging die Fahrt nach Castelletto. Von hier aus wollten wir der monotonen Fahrt am Seeufer vorbei entfliehen und machten einen Abstecher in die Berge. Hier war wieder Kurven fahren mit einigen Spitzkehren angesagt. Die Strecke war teils gut ausgebaut aber teilweise nur ein besserer Feldweg. Sie führte uns nach Garda. Wir folgten dann wieder der Straße am Seeufer entlang, durch Peschiera nach Sirmione.

 

In Sirmione angekommen, führte unser Weg uns zur Ortsmitte von Srimione. Hier findet man die malerischste Altstadt des Gardasees und die schönste Wasserburg der ganzen Region.
Wir parkten unsere Motorräder vor der Stadtmauer im Halteverbot um ein paar Bilder zu machen. Zwischenzeitlich fragte Peter einen Polizisten, der die Zufahrt zur Altstadt kontrollierte, ob wir die Motorräder dort stehen lassen können, wenn wir die Altstadt besichtigen. Leider verneinte der Polizist die Frage und machte uns auf einen Motorradparkplatz in 150 m Entfernung aufmerksam. Er wies uns jedoch darauf hin, die Motorräder anzuketten, da hier sehr viele Maschinen gestohlen werden.

 

Na ja, in Anbetracht der Warnung verzichteten Peter und Bernd auf einen Besuch und zogen die Bewachung der Motorräder vor. So schlenderten Stefanos und ich kurz durch die Altstadt. Ein Besuch lohnt sich für jeden Besucher. Von unserem Rundgang zurück, standen Bernd und Peter gut gelaunt an den Motorrädern: "Niemand wollte hier was stehlen, wahrscheinlich hatten die Diebe Angst als sie uns sahen!!!"

 

Wieder im Hotel angekommen, gönnten wir uns mal wieder eine angenehme Dusche, bevor wir uns dann mit dem Taxi in die Altstadt fahren ließen. Am Zielort angekommen dachten wir aber zuerst, wir hätten einen Teil des Taxis bezahlt. Kostete die 4-5 Kilometer lange Fahrt doch ca. 15 Euro.

 

Hier frönten wir in einem der zahlreichen Cafe's und Restaurants wieder unserer abendlichen Lieblingsbeschäftigung: Pizza bzw. Nudeln und Bier *grins*.
Um ca. 1.00 Uhr wollten wir dann mit einem Taxi die Heimfahrt antreten. Aber was war das ? Es war weit und breit kein Taxi zu sehen und auch nicht telefonisch zu erreichen. Also hieß es: Marschieren. Wir machten uns also zu Fuß auf den Weg ins Hotel. Aber ein solch' langer Weg macht Motorradfahrer unheimlich durstig. Und so kamen wir nicht umhin, noch kurz vor dem Hotel in einer noch geöffneten Bar einzukehren und uns die noch fehlende Bettschwere zu beschaffen.

 

Wetter: Sonnig, 26 bis 28 °C

 

Abfahrt war wieder nach einem guten Frühstück gegen 10 Uhr. Für den Tag war eine Pässe-Tour von Riva aus geplant. Das hieß für uns: erst mal eine Anfahrt um den ganzen See auf die nördliche Seeseite. Weil die Fahrt am Vortag auf der östlichen Seite gut verlief, wollten wir auch diesen Weg wieder bis Riva nehmen.

 

Aber was war heute los? .... Hatte jemand alle Garagen aufgesperrt und die Leute nach Italien verjagt?... Es waren jede Menge Autos unterwegs, so dass wir nur im Schritttempo vorwärts kamen. Etwas Gutes hatte das ganze ja: die Handmuskulatur für die Kupplung und Vorderradbremse wurden enorm trainiert *grins*.

 

Bis Garda hielten wir diese Stop-and-Go-Fahrt durch. Dann bog Stefanos nach rechts ab und wir hielten kurz an, um eine Alternativroute festzulegen. Da die Fahrt am Vortag abseits der 'Seeroute' gut verlaufen ist, entschieden wir uns heute für die Route nach Costermano, Caprino nach Spiazzi.

 

Wie bereits gestern praktiziert, wechselten wir bei Bergfahrten die Kolonnenreihenfolge. Vorne fuhren Stefanos und ich mit unseren 1200er Bandits, manchmal dichtgefolgt von Peter (Fazer 600) und Bernd (Honda CBR)... manchmal aber auch 'nicht'gefolgt *ggg*.

 

Es ging auf gut asphaltierten Strassen in schnellen und auch langsamen Kurven hinauf in die Bergwelt. Die Kurven machten richtig süchtig und so wurden die Reifen bis auf die Kanten abgefahren. Aber.... man sollte dennoch immer einen Blick auf den Straßenzustand werfen.

 

Ich fuhr eine schöne Linkskurve in ausgezeichneter Schräglage als mir plötzlich das Hinterrad wegrutschte. Eine schnelle Gegenbewegung von mir, linkes Bein auf den Boden zum Stabilisieren .... puhhh, noch mal gutgegangen... und da stand er mir auch schon... der Schweiß auf der Stirn.
Was war passiert. In einer Kurve war Rollsplitt, der das Motorrad zum Ausbrechen brachte.

 

Von da ab fuhren wir dann allerdings etwas langsamer in die Kurven, auch wenn die Straßenführung manchmal zu schnellerem Fahren verleiten konnte.

 

Auf diesen Schreck machten wir erstmal Pause bei einem Kaffee in einem Berggasthof.

 

Nach der wohlverdienten kurzen Erholung ging es weiter. Was uns bis dahin schon aufgefallen war, und sich auf der Weiterfahrt auch bestätigen sollte: Auf dieser Straße waren zu 95 % Motorräder unterwegs. Man sah kaum ein Auto.

 

Was war das eigentlich für eine tolle Straße, die wir nun befuhren?
Wie sich später herausstellen sollten, waren wir auf der 'Strada Panoramica del Monte Baldo', der Monte Baldo-Höhenstraße gelandet.
 


Zitat aus einem Reiseführer:
Sie ist rund 60 Kilometer lang, überquert das Monte Baldo-Massiv östlich des Gardasees von Norden nach Süden (wir fuhren zwar von Süden nach Norden, aber macht ja nix) und gehört zu den Klassikern unter den Alpenrouten: die Monte Baldo-Höhenstraße.
Nicht daß sie besonders spektakulär wäre. Aber eng, steil, kurvenreich und holperig. Und vor allem lang. Denn die 60 Kilometer ziehen sich auf diesem zwar asphaltierten, aber sehr an einen Feldweg erinnernden Pfad ganz schön.
In völliger Einsamkeit durchzieht die Strada Panoramica del Monte Baldo eine rauhe und karge Hochalpenregion und legt über diese gesamte Tour einen Hauch von Abenteuer.
Dass diese Straße überhaupt existiert, ist ein Wunder. Denn wirklich brauchen tut sie eigentlich niemand. Dass es sie heute immer noch gibt, ist ein noch größeres Wunder. In dieser Höhe den Asphalt gegen die Härte des Winters zu verteidigen, ist eine großartige Leistung. Also danken wir der italienischen Straßenbaubehörde und hoffen, daß uns dieser motorradfahrerische Leckerbissen noch möglichst lange erhalten bleibt.
Zitat Ende

 

Dieser Beschreibung der Straße ist nichts mehr hinzuzufügen. Außer, das ich mich manchmal schon ganz mulmig gefühlt habe, als ich Kurven fahren durfte, die nur notdürftig durch einzelne Betonpfosten gesichert waren, schmal waren und an deren Seite es ganz schön steil in die Tiefe ging.

 

Die Monte Baldo-Höhenstraße führte uns weiter bis nach Mori. Hier staute sich plötzlich der Verkehr. Wir sahen ganz vorne eine Kreuzung und Blaulicht. Was war denn hier passiert? Ein Unfall? Wie so oft im stehenden Verkehr fuhren wir, wie andere Motorradfahrer auch, an den PKW's vorbei in Richtung 'Kopf der Autoschlange'. Aber wir sahen keinen Unfall, sondern nur einen einsamen auf der Straße stehenden Carabineri, der die Autos anhielt und niemanden auf die Hauptstraße lies. Nun wurden wir noch neugieriger, also fragten wir den freundlichen jungen Mann nach dem Grund für die Straßensperrung.

 

Er teilte uns mit, das die Straße für die 'Giro di Italia' gesperrt war. Und so sollten wir noch 30 Minuten an der Kreuzung ausharren müssen, bis die Radfahrer an uns vorbei fuhren. Angeführt von vielen italienischen Polizeimotorrädern, die neben der Uniform der Fahrer noch eines gemeinsam hatten ... es waren ausnahmslos Motorräder der Marke BMW (komisch, im Motorradland Italien) *ggg*.

 

Nach Auflösung der Sperre ging die Fahrt dann weiter in Richtung Riva. Aufgrund des nun hohen Verkehrsaufkommens zogen wir es jedoch vor, erst mal eine Mittagspause einzulegen. ..... Hmm, was gab's denn zu Essen? ... Richtig !! .... Nudeln und Pizza *grins*.

 

Entgegen unserer ursprünglichen Planung kamen wir so erst gegen 16 Uhr in Riva an. Von hieraus wollten wir ja unsere Pässe-Tour starten. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit änderten wir aber unseren Plan und fuhren auf der westlichen Seite des Gardasee's wieder nach Sirmione zurück. Auch auf der Rücktour war ein sehr hohes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen, so daß wir gegen 19 Uhr unser Hotel erreichten.

 

Duschen, Baden, Umziehen ... so ging's dann anschließend wieder zum Abendessen: Nudeln, Pizza und Bier *ggg*. Da wir die Pässe-Tour nun für den kommenden Tag geplant hatten und die heutige Fahrt doch sehr anstrengend war, gingen wir heute doch etwas früher schlafen.

 

Wie jeden Morgen begaben wir uns gegen 9 Uhr zum Frühstück. Aber heute morgen schauten wir uns erst mal verdutzt an: Hatte der Kellner nicht auch in den vergangenen Tagen immer ein oranges Hemd getragen? Von allen Seiten ein Nicken. Vielleicht hatte er nur das eine?! Aber was soll's, das Frühstück schmeckte trotzdem *grins*.

 

Für heute war nun doch endlich die Pässetour angesagt. Gegen halb 10 Uhr starteten wir unsere Maschinen. Am östlichen Gardasee entlang, führte uns der Weg nach Salo. Hier verließen wir die Strasse entlang des Gardasee's und bogen ab in Richtung Idro. In Idro, am ebenfalls schönen Lago d'Idro gelegen, machten wir eine kurze Tankpause. Wir mussten jedoch etwas warten bis wir an die Zapfsäulen kamen, denn an der kleinen Tankstelle standen die Motorräder Schlange.

 

Hauptsächlich handelte es sich hierbei um Enduro's. Warum hier in dieser Gegend so viele Enduro's unterwegs waren, sollten wir im Verlauf der Tagestour noch merken.

 

Nach der kurzen Tankpause ging die Fahrt weiter am Lago d'Idro entlang bis nach Anfo.
Von Anfo aus führte uns der Weg über eine nur fahrzeugbreite Serpentinenstraße bis zum 'Passo de la Spina' in 1.521 m Höhe. Wir merkten alsbald, das uns nur 2 Motorräder entgegenkamen und nur 1 Auto. Jedoch nahmen viele Motorräder den gleichen Weg wie wir. Hier wurde hauptsächlich Enduro gefahren. Die Straßenverhältnisse mit ihren vielen Schlaglöchern waren für diese Maschinen besser geeignet, als für unsere Straßenmaschinen.

 

Am 'Passo de la Spina' angekommen, machten wir eine kleine Kaffeepause in einem Berghof. Viele andere Motorrad- und auch Radfahrer nutzten ebenfalls diese Gelegenheit.
Wie wir noch bei unserem Kaffee saßen, kam eine kleine Gruppe von Motorradfahrern aus Baden-Württemberg. Sie fragten uns, ob die weitere Wegstrecke zum 'Passo del Maniva' frei sei.
Wir schauten uns nur an: Wieso frei ??... Liegt da etwa noch Schnee ??.

 

Sie erklärten uns, das sie im letzten Jahr schon einmal diesen Weg gefahren sind. "Etwa zwei Kilometer bergaufwärts, führt die Straße durch einen Tunnel. Der war letztes Jahr durch Steinschlag und Geröll zugeschüttet. Wir mussten die Motorräder über die Halde heben. Und weiter war der Weg unbefestigt und mit vielen Schlaglöchern versehen. Habt ihr gesehen, ob Motorräder von oben wieder zurückgekommen sind ?", erzählten sie.

 

Wir verneinten die Frage und diskutierten, ob wir den Weg weiterfahren sollten. Peter meldete etwas Skepsis an. Aber wir beschlossen erst mal hochzufahren und dann zu entscheiden, ob eine Weiterfahrt sinnvoll ist, oder ob wir wieder umkehren.

 

Also ging's weiter, den Berg hoch. Nach einigen Kilometern erreichten wir dann den Tunnel. Wie die andere Gruppe schon gesagt hatte. Die Zufahrt zum Tunnel führte über einen kleinen Geröllberg und was uns im und am Ende des Tunnels erwarten würde, war vollkommen unklar.
Also, was tun? Peter hatte seine Fazer schon gewendet und war im Begriff wieder zurückzufahren. Aber Stefanos sagte, ich fahre jetzt dadurch. Gesagt getan. Ich folgte ihm kurzerhand und so blieb den beiden nichts anderes übrig als ebenfalls diesen Weg zu nehmen.

 

Der Tunnel selbst war primitiv gebaut, unheimlich dunkel, (trotz Motorradlicht konnte man die Hand nicht vor den Augen erkennen) aber einigermaßen gut zu befahren.
Am Ende angekommen erwartete uns eine schmale Straße. Nix mit Teer, nur Geröll. Nicht so ideale Bedingungen für Straßenmotorräder. Aber nun hatten wir uns für diesen Weg entschieden, zurück konnten wir nicht, da die Rückfahrt aus dem Tunnel über die Geröllhalde sehr schwierig geworden wäre.

 

Die Devise hieß nun. Augen zu und durch ... Obwohl, mit geschlossenen Augen war da nichts, da der Weg sehr schmal war. Auf der einen Seite Berge, auf der anderen Seite tiefe Abhänge. Nur notdürftig durch einzelne Stahlpfosten gesichert.
Wir fuhren nun, ständig die Füße auf dem Boden langsam weiter: Bernd, Stefanos, Peter und ich.

 

Die uns überholenden Endurofahrer bedachten uns nur mit einem mitleidigen Lächeln. Man konnte es zwar unter den Helmen nicht sehen, aber förmlich spüren *grins*. Es kam sogar vor, das sie wütend unter ihren Helmen rumbrüllten (das wiederum konnte man deutlich hören). Eine Endurofahrerin wurde durch Bernd's vorsichtige Fahrweise erheblich in ihrer Fahrweise gestört: "Was macht denn der da ??", schrie sie, als sie anhalten musste und der Motor ihrer Maschine am steilen Weg leider aus ging, und sie nur schlecht wieder in Fahrt kam.

 

Irgendwann endete dann die Geröllstrecke und es folgte wieder Asphalt. An eine bessere Fahrweise war dennoch nicht zu denken, denn die Strecke war übersäht mit tiefen Schlaglöchern. In einem blieb Bernd stecken. Sein Motor starb ab. Er startete seine Maschine wieder neu und wollte langsam aus dem Loch raus fahren. Motor aus. Motor wieder an. Losfahren. Motor aus. Motor an. Losfahren. Motor aus ..... so ging es fast 10 Minuten. Wir, die hinter im Fahrenden, wussten auch nicht was los war. Wir konnten aber auch nicht absteigen. Irgendwann hatte er es geschafft, sich aus dem Schlagloch zu befreien. Man muss jedoch erwähnen, das er so langsam fuhr um seine Verkleidung nicht zu beschädigen. Aber er musste auch sehr vorsichtig sein: Rechts von ihm waren noch andere Schlaglöcher und links (ca. 20 cm Abstand) führte der Weg ganz steil einige 100 m in die Tiefe.


Da wir gesehen hatten, welche Mühe Bernd mit diesem Schlagloch hatte, fuhren wir nachfolgenden dennoch, trotz dem tiefen Abhang, mit etwas höherer Geschwindigkeit durch das Schlagloch, um nicht steckenzubleiben.

Nach einigen Kilometern Geröll und Schlaglöchern erreichten wir dann den 'Passo del Maniva' in 1.662 m Höhe. Dort stießen wir auch auf einen Gespannfahrer, der den gleichen Weg wie wir, nur in umgekehrter Richtung nehmen wollte. Wir rieten ihm, ob unserer Schwierigkeiten, dringend von seinem Vorhaben ab.

Nach dem 'Passo del Maniva' wollten wir auch noch den letzten Pass, den Giogo della Bala in 2.162 m Höhe fahren. Dieser Pass war jedoch gesperrt, so daß wir die Fahrt wieder talwärts in Richtung Bagolino fortsetzten.

Nach Bagolino führte uns der Weg dann auf gut ausgebauten und breiten Straßen mit schönen, schnell zu fahrenden Kurven nach Storo. Hinter Storo bogen wir rechts ab in Richtung Monte Tremalzo mit 1.975 m Höhe.

 

Es ist doch noch kalt hier oben.


Hier ist's wieder wärmer... Stefanos vor einem 'Wasserfall'... vielleicht erkennt jemand den Wasserfall *ggg*

Die 12 Kilometer lange Strecke mit ihren unzähligen Kurven und Serpentinen machte höllisch Laune. Die Kehren waren gut einzusehen, der Asphalt war in bestem Zustand.

 

In rund 1.600 Metern Höhe war die asphaltierte Straße jedoch zu Ende und ein Verbotsschild hinderte die Motorradfahrer an einer Weiterfahrt auf der nun folgenden Geröllstrecke.
Von Fahrten auf Geröllstrecken hatten wir eh genug. Unser Ziel war auch nicht die Geröllstrecke, sondern der Berggasthof Garda, wo es laut einem Reiseführer große und gute Portionen Spaghetti's geben sollte. Wir mussten gestehen, der Reiseführer hatte recht. Während unserer Pause wurden wir, der modernen Kommunikationsmittel sei dank, per sms über das Ergebnis der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Saudi Arabien (8:0) informiert.

 

Nachdem wir uns mal wieder mit Nudeln gestärkt hatten, vom Berggasthof wieder zurück und weiter nach Riva. Da es noch sehr früh war und wir nicht in das starke Verkehrsaufkommen entlang des See's geraten wollten, entschieden wir uns, wieder die Monte-Baldo-Höhenstraße zu fahren. Wir hatten sie schon am Vortag befahren, heute jedoch in umgekehrter Richtung. Es war wieder eine traumhaft schöne Strecke, begünstigt durch kaum ein Fahrzeug, das uns auf diesem Weg begegnete.

 

In Sirmione angekommen, stand wieder die abendliche 'mittlerweile' Routine auf dem Programm: Duschen, Pizza und Nudeln, Bier.

 

Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 9.30 Uhr auf die Heimfahrt. 750 km Autobahnfahrt waren angesagt. War das Verkehrsaufkommen anfangs noch recht bescheiden, nahmen die Anzahl der Fahrzeuge im Tagesverlauf zu, um vor dem St.-Gotthard-Tunnel in der Schweiz in einem Stau zu enden.

 

Da der St.-Gotthard-Paß geöffnet und wir keine rechte Lust für die Tunnelfahrt hatten, entschieden wir uns zur Fahrt über den St.-Gotthard-Paß. Diese Fahrt machte trotz der doch recht vielen Fahrzeuge einfach Spaß. Schöne Kurven, breite Straßen.

 

In Deutschland angekommen, machten wir unsere Mittagspause des Tages, obwohl die Uhr bereits 14.30 Uhr zeigte. Es gab, seit Tagen der Entbehrung, das erste Essen mit Fleisch *ggg*. Um das Mahl in Ruhe genießen zu können, entschieden wir uns für einen einige Kilometer von der Autobahn entfernten Autohof.

 

Nach der Mittagspause ging's dann wieder zurück in Richtung Autobahn. Stefanos, Peter, Bernd und ich. Bernd und ich fielen etwas hinter die beiden anderen zurück. Noch eine Ampelkreuzung und rechts abbiegen zur Autobahnauffahrt. Aber was war das? Was machte Bernd denn da? Ich sah nur noch, wie er vor mir ordentlich Gas gab und grade aus über die Kreuzung schoss. Wollte er mir zeigen, das sein Motorrad doch einige PS unter der Verkleidung hatte ???? Ich war etwas verwirrt, ließ mich jedoch von Bernd nicht kirre machen und bog rechts ab. Ich sah Peter noch auf die Autobahn auffahren.

 

Was sollte ich machen? Weiterfahren oder auf Bernd warten? Ich entschloss mich, rechts ran zu fahren und auf Bernd zu warten. 3 Minuten, 5 Minuten, 8 Minuten....huch, er kommt ja zurück *grins*.
Was war geschehen? Bernd hatte nicht bemerkt, das Stefanos und Peter rechts abgebogen sind. Aber er hatte gesehen, das im weiteren Straßenverlauf (grade aus über die Kreuzung) zwei Motorräder fuhren.
Er folgte ihnen kurzerhand bis er merkte, das sie ganz andere Farben als die Motorräder von Stefanos und Peter hatten. Als er seinen Irrtum bemerkte, machte er dann doch kehrt. Nicht auszudenken, wenn sie die selbe Farbe gehabt hätten. Er wäre ihnen sicherlich durch ganz Deutschland gefolgt.

 

Nach diesem kleinen Irrtum setzten wir dann doch wieder gemeinsam (Stefanos und Peter warteten auf einem Parkplatz auf uns) unserer Fahrt fort. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ich trug jedoch noch etwas zur Belustigung bei, da Bernd bei einem Tankstop fragte, warum ich denn so auf dem Motorrad hin und her tanze? Er war wohl der Meinung, ich singe und tanze gleichzeitig dazu. Nichts von alledem. Die einzigen Töne die ich von mir gab (konnte aber niemand hören), war ein schmerzerfülltes Stöhnen. Die Naht meiner Unterhose hatte sich während der Fahrt regelrecht in mein Hinterteil gefressen, so daß ich kaum noch sitzen konnte. Es blieb mir nichts anderes übrig um der Schmerzen Herr zu werden, als meine Unterhose zu wechseln. Aber die Schmerzen ließen dennoch, aufgrund der mittlerweile vorhandenen Wunden, leider nicht nach.

 

Kurz vor der Abfahrt Weinheim steuerten wir einen Parkplatz an. Da uns der Weg nun unweigerlich trennen würde, verabschiedeten wir uns hier. Alles in allem kann ich sagen, das wir in den gemeinsamen Tagen zu einem duften Team geworden sind. Ich möchte mich bei Stefanos, Peter und Bernd bedanken, das sie mir die Möglichkeit eröffneten, die geplante Tour zusammen mit ihnen zu unternehmen. Ich hoffe mal, sie haben es nicht bereut *ggg*.

 

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